DER GOLDENE KRANZ
Michelangelo

Der goldene Kranz, sieh, wie er voll Entzücken
Das blonde Haar mit Blüten rings umfängt;
Es darf die Blume, die am tiefsten hängt,
Den ersten Kuß auf Deine Stirne drücken.

Wie freudig das Gewand den langen Tag
Sich um die Schultern schließt und wieder weitet
Am Hals, zu dem das Haar herniedergleitet,
Das Dir die Wangen gern berühren mag.

Sieh aber hier wie mit verschränkten Schnüren
Nachgiebig und doch eng das Band
Beglückt ist, Deinen Busen zu berühren
Der Gürtel spricht: Laß mich die Lust genießen,
Daß ewig meine Haft Dich so umspannt -
Wie würden da erst Arme Dich umschließen!

        Michelangelo Buonarotti